smart ed electric drive
smart ed (electric drive)

Ich mag moderne Technik und neues Spielzeug, klar, dass der neue „smart ed“ (electric drive) mir beim Autohaus sofort aufgefallen ist. Anfangs war ich sehr skeptisch gegenüber dem Elektro smart, war ich doch von dem smart cdi, mit normalem Dieselmotor, weniger überzeugt. Nun ergab sich die Möglichkeit den smart mit Elektroantrieb einen Tag auszuprobieren. Mein Mazda 3 hat 2,5-mal mehr Leistung als der kleine smart, ob das gut geht? Bissl offtopic, aber hier kommt wirklich ein Test vom smart ed! 

smart ed electric drive
smart ed - sieht eigentlich wie jeder smart aus

Morgens wurde ich freundlich vom Geschäftsführer persönlich empfangen und kurz in die Bedienung des smart ed eingewiesen. Das war eigentlich fast nicht nötig, denn der smart ist wie ein Auto mit Automatikschaltung. Schlüssel rein, rumdrehen, Ganghebel auf „D“ wie „Drive“, Fuß von der Bremse runter und schon rollt der smart los. Der einzige Unterschied ist, dass man dabei fast nichts davon hört, dass es los geht. Auch bei höheren Geschwindigkeiten hört man grundsätzlich nur den Fahrtwind und das Abrollgeräusch der Reifen, der Elektromotor summt ganz leise vor sich hin und bleibt immer angenehm im Hintergrund.

smart ed Heck
Weiße Alufelgen und der grüne Akzent passen echt gut

Aber nicht nur die Bedienung ist wie bei anderen smarts. Auch außen bzw. innen ist der smart ed fast wie jeder andere smart mit Verbrennungsmotor. Es gibt eine Klimaanlage, ein Radio, elektrische Fensterheber, elektronische Kofferraumverriegelung und sogar eine Sitzheizung für kalte Wintertage. Auf Komfort muss man also selbst im Elektroauto nicht verzichten.

Innenraum des smart ed - eigentlich alles ganz normal
Innenraum des smart ed - eigentlich alles ganz normal

Naja ein Paar kleine Details sind dann doch anders. Statt eines Drehzahlmessers gibt es eine Anzeige für den Ladezustand der Batterien und eine Anzeige, die einem zeigt wie viel Power man gerade aus den Batterien saugt, oder durch Bremsen wieder in die Batterien rein lädt.

Akku Ladezustand und Lade/Entladeanzeige
Links der Ladezustand, rechts die Lade-/Entladeanzeige

So, nun ging es los für den Praxistest, schlägt sich der smart wacker während meines normalen Tagesablaufs? Als erstes ging es durch die Innenstadt, ich wollte für daheim bisschen einkaufen gehen. Sofort machte sich der moderne Antrieb sehr positiv bemerkbar.

smart electric drive
Der "electric drive" Schriftzug verrät die Besonderheit des smarts

Ich hatte mit dem „smart cdi“ mit Dieselmotor eher schlechte Erfahrungen gemacht. Zwar ist dieser ausreichend stark motorisiert, aber leider besitzt er, wie jeder andere „normale“ smart, eine Automatikschaltung, die zum Einlegen eines Ganges mehrere Sekunden benötigt. Das bedeutet in der Praxis, dass man wie ein Beifahrer den Wackeldackel spielt und zwischen jedem Gangwechsel ungewollt nickt. Die rucklige Automatik in einem smart ist also eher eine Handschaltung mit automatisierter Kupplung.

Sie zwingt einen dazu mitzudenken, damit sie so funktioniert wie man will. Will man überholen, muss man schon ca. 2 Sekunden vorher Gas geben, da die Automatik so träge reagiert. Zudem läuft der Dieselmotor unkultiviert, laut und verbreitet Vibrationen im Innenraum. Das ist echt unangenehm, wenn man anderes gewohnt ist.

smart open your mind
smart - open your mind

Und das Schöne am smart electric drive ist, dass er all diese Probleme nicht hat! Der Elektromotor hat im Gegensatz zu einem Verbrennungsmotor eine konstante Drehmomentkurve (bzw. nun eine Gerade ). Das bedeutet, dass die volle Kraft zu jeder Zeit bereit steht, entsprechend benötigt der Elektro smart nur einen einzigen Gang und es gibt keine Schaltunterbrechungen mehr. Der Elektromotor vibriert auch nicht und macht keinen Lärm – Super! alle Probleme gelöst.

Denn eigentlich finde ich den smart vom Konzept her sehr gut. Ein kleines Stadtauto, handlich, wendig und kompakt für den Alltag, das hat Potenzial. Der smart ed hatte mich schon innerhalb weniger Minuten komplett überzeugt. Der kleine Einkauf geht auch problemlos in den smart rein.

fritz-kola im smart Kofferraum
Der Kasten fritz-kola passt genau in den Kofferraum

Es ist super angenehm in einem so leisen Auto zu fahren, da merkt man in der Innenstadt richtig wie laut normale Autos sind und wie viel Lärm LKWs machen. An den Ampeln mit vielen Fußgängern haben teilweise die Leute echt doof geguckt als ich da lautlos angerollt kam. Ob das an dem smart lag oder meinem besonderen Beifahrer sei mal dahin gestellt.

Kyubey als Beifahrer im smart ed
Kyubey hat mich auf meiner Tour begleitet ^_^

So kommen wir zu dem wohl wichtigsten Punkt, auf den ihr schon gespannt wartet. Die Fahrleistungen.

Und ich halte es mal kurz und knapp, die Fahrleistungen sind fantastisch für einen Kleinwagen und weit mehr als „nur“ ausreichend. Zwar hat der smart ed eine angegebene Dauerleistung von nur 35 kW (~48 PS), aber er besitzt auch noch eine Art „Boost“-Modus wo er Spitzenleistungen von 55 kW (~75 PS) bei einem Drehmoment 180 nm bringt.

Und das coole ist, dass diese Leistung ab dem ersten Moment wenn ihr aufs Gas haut wirklich da ist. Während der normale Kleinwagen erst mal seinen Motor ächzend auf 6000 Umdrehungen hochjaulen lassen muss, zischt der smart sofort leise und souverän los.

Und da Bilder mehr sagen als mein ganzer Text, gibt es ein kurzes Video:

httpvh://www.youtube.com/watch?v=F8yh2-opW_o

Geschwindigkeit laut Tacho Benötigte Zeit
0-60 km/h 5,2 Sek.
0-100 km/h 10,1 Sek.
0-120 km/h 15,0 Sek.

Mit diesen Beschleunigungswerten bis 100km/h spielt der smart ed tendenziell in der ~100 PS Liga. Es macht richtig Spaß mal kurz aufs Gas zu drücken und allen davon zu zischen. Im Vergleich zu meinem Mazda 3, war der leichte und kleine smart in der Stadt gefühlt viel agiler und angenehmer zu fahren.

Aber ich wollte nicht nur total stumpf die Batterien leer fahren, sondern schauen was für ein Sparpotenzial im Elektroauto steckt und wie die Reichweite vom Wagen ist. Also bin ich sehr vorrausschauend gefahren um möglichst viel Energie zu sparen und viel über Rekuperation (Wiedergewinnung aus Bremsenergie) zu gewinnen. Immer wenn man vom Gas geht oder bremst, werden die Batterien, wie bei einem Hybridauto, geladen.

ECO Rating smart ed
Meine ECO Bewertung ^_^

Das hat auch ganz gut geklappt. Hab eine ECO Bewertung von 86% bekommen. Zwischenzeitlich hatte ich sogar mal 90% gehabt. Die realistische Reichweite des smarts schätze ich auf 100km bis 110km, der Hersteller gibt 140km an. Damit eigentlich genug um im Alltag rum zu kommen.

Die Batterien haben eine Kapazität von ca. 17 kWh und brauchen 6 Stunden um komplett geladen zu werden. Gerechnet an dem Stromverbrauch, den ich in etwa hatte, würden 100 km Strecke ungefähr 15 kWh benötigen. Bei einem Strompreis von 25 Cent/kWh (Ökostrom von den Bonner Stadtwerken) macht das 3,75 EUR. Im Vergleich dazu braucht mein Mazda 3 ca. 6l/100km an Diesel, was ca. 9 EUR sind (1l = 1,50 EUR).

Ladegerät smart electric drive
Das Ladegerät versteckt sich in der Kofferraumklappe

So fassen wir also zusammen, der smart ed, ist so wie ein guter smart eigentlich sein sollte und bügelt die unschönen Eigenschaften seiner Brüder mit konventionellem Antrieb aus. Er ist günstig zu „betanken“, macht richtig Spaß und das Konzept eines Stadtautos ist sehr charmant. Umweltfreundlich ist er auch noch wenn man Ökostrom zum tanken nutzt.

Wo ist nun der Haken? Eigentlich könnte ich doch meinen Mazda eintauschen und für die Paar längeren Strecken im Jahr vom gesparten immer ein nettes Cabrio am Wochenende mieten. Und ich hatte doch richtig Spaß mit dem smart ed, ich wollte ihn am Ende eigentlich gar nicht mehr her geben.

Stromlogo smart ed
Hier wird Strom getankt

Ja leider ist der smart ed doch nicht ganz so günstig wie ich es mir erhofft habe. Die Preise fangen bei ca. 19000 EUR auf mobile.de an. Dazu kommt noch die monatliche Batteriemiete von 65 EUR dazu, welche den günstigen Strompreis bisschen kaputt macht. (Nebenbei, mir ist klar, dass das keineswegs eine komplette Kostenbetrachtung ist. Das Thema würde auch den Umfang dieses Artikels sprengen.)

Das Hauptproblem ist aber, in meinen Augen, die Reichweite. Ich bin auf ca. 100-110 km Reichweite gekommen aber ohne Klima, ohne Licht, ohne Sitzheizung, ohne längere Autobahnstrecke. Das bedeutet, das spätestens im Winter, wenn alle Extraverbraucher zwangsweise an sind, die Reichweite nicht mehr für eine normale und alltägliche Strecke wie „Bonn-Köln-Bonn“ reicht (ca. 70~80 Km brauche ich).

Smart ed Sitzheizung
Ja sogar Sitzheizung gibt's

Aber wir sind ja erst am Anfang der Entwicklung von E-Autos (bzw. wir sind fast noch auf dem Stand wie in den 80er/90ern bzgl. Reichweiten, da kam man schon ähnlich weit). Es finden sich genug Möglichkeiten den Stromverbrauch der Wagen weiter zu reduzieren, mit zum Beispiel LED Lampen, und die Akkus werden sicherlich noch besser werden. Auch werden die Preise für Autos und Akkus sinken, sobald das alles Massenware wird.

Ich für meinen Fall bin total begeistert von dem smart electric drive und werde ihn auch in Zukunft gerne wieder fahren, wenn ich die Möglichkeit dafür habe. Am liebsten hätte ich den Wagen gleich behalten, der smart ed ist für mich der optimale Alltagswagen wenn er nur etwas günstiger wäre und ein Paar Kilometer mehr packen würde im Winter.

Die elektrische Revolution kann ruhig so kommen, ich würde keinem Verbrennungsmotor nachweinen wenn ich mir überlege was ein Elektromotor mit mehr Leistung an Spaß und gleichzeitigem Komfort bringen könnte.

CCC Mobile Bonn
CCC Mobile

An dieser Stelle danke ich CCC Mobile Bonn, die mir freundlicherweise den Elektro smart gestellt haben für diesen Erfahrungsbericht.

Im Abschluss noch eine kleine Bildergallerie zum durchklicken mit den vielen Bildern vom smart.

Author Andergraund
Published

Monatsarchiv