Miku und Panasonic DMC-FX550
Miku und ne typische Urlaubsknipse

Wieso klappen Figurenfotos nicht wie gewünscht?  Warum ist die Qualität so schlecht, wie bekommt man Effekte wie einen unscharfen Hintergrund hin? In diesem Artikel will ich euch zeigen welche Technik ihr euch anschaffen müsst um bestimmte Effekte zu erzielen, aber zeige euch auch was ihr mit einfachen Mitteln schon erreichen könnt. Nicht zwingend braucht man eine >1000 EUR Fotoausrüstung um schöne Nahaufnahmen zu machen.

In diesem Artikel werde ich eine Panasonic DMC-FX550 mit einer Panasonic DMC-G1 vergleichen und euch zeigen was man mit den beiden Kameras machen kann.
Die kleine FX550 steht für alle Kompaktknipsen, wie ihr sie halt kennt. Urlaubsknipse, draufhalten und abdrücken. Zwar gehört sie zu den besseren Kompakten und besitzt auch einen manuellen Modus und Halbautomatiken, aber das soll uns jetzt nicht kümmern.
Die G1 (Micro-Four-Thirds) steht für alle Systemkameras und Spiegelreflexkameras. Also tendenziell größere Kameras mit auswechselbaren Objektiven. Ich nutze das 14-45mm Kitobjektiv, wohl eines der besten Kitobjektive allgemein.
Total krasse Edelkompakte, wie die Panasonic LX Serie, lasse ich mal außen vor. Das ist schon was zu spezielles.

Versuchsaufbau Panasonic G1 und Horo
Versuchsaufbau mit Horo und Papphintergrund

Um euch zu zeigen was die Unterschiede zwischen den Kameras so ausmacht, habe ich einen kleinen Aufbau gemacht. Ich habe die Kameras auf einem Stativ montiert um möglichst gleiche Bilderperspektiven zu bekommen. Horo steht vor einem Papphintergrund, der einige unschöne „Fehler“ hat, damit ich euch später ein Paar Sachen daran erklären kann.

 

Tiefenunschärfe und Bildrauschen

Kommen wir zu den wohl größten Unterschieden wenn man Figurenfotos mit den beiden Kameras vergleicht. Bei der Tiefenunschärfe geht es darum ein Objekt vor einem Hintergrund „freizustellen“. Das heißt die Figur wollen wir scharf auf dem Foto sehen, der Hintergrund soll unscharf sein. Es entsteht dadurch eine gewisse Tiefe im Bild und man konzentriert sich auf das eigentliche Motiv, unsere Horo.

Horo mit der G1 - maximal reingezoomt

Hier ein Beispielbild mit der G1. Horo ist schön scharf gestellt und der Hintergrund verschwimmt schön. Man kümmert sich gar nicht riesig um den Hintergrund, die Aufmerksamkeit im Bild hat Horo auf jeden Fall sicher.

Horo mit FX550 3x Zoom und leicht beschnitten

Das gleiche Bild nochmal mit der FX550. Hier sieht man deutlich den Hintergrund und all die „Fehler“ die er hat. Über dem Kopf von Horo links hat das Papier einen etwas dunkleren Himmel und rechts von Horos Kopf sieht man den Knick in der Pappwand.

Habt ihr das im ersten Bild gesehen? Vermutlich hat euch die Unschärfe abgelenkt und ihr habt nicht mal den unterschiedlich farbigen Himmel gesehen.

Tja leider kann man mit Kompaktkameras kaum Tiefenunschärfe erzeugen, das liegt zum einen an der hohen Blendenzahl dieser und zum anderen an dem kleinen Fotosensor in der Kamera. Zwar kann man mit Superzoomkameras noch etwas Tiefenunschärfe bekommen, dank ihrer hohen Brennweite, aber man kommt einfach nicht an System- oder Spiegelreflexkameras ran.

Wenn ihr das Technikblabla  gerade nicht verstanden habt: Egal – Fakt ist, dass ihr mit eurer Knipse vermutlich leider keine Tiefenunschärfe hinbekommt. Minimale Tiefenunschärfe bekommt ihr wenn ihr ganz reinzoomt mit eurer Kamera. Aber dann kommt ein anderes Problem verstäkt hinzu: Bildrauschen.

Bildrauschen FX550 VS G1

Das Bildrauschen könnt ihr im linken Bildbereich der FX550 sehen. Seht ihr die grisseligen Farben? Das ist unschönes Bildrauschen was ihr vielleicht von Bildern im dunkeln oder schlechtem Licht kennt von eurer Knipse. Das kommt weil die kleine Kamera durch ihren kleinen Sensor schon bei niedrigen ISO Stufen anfängt zu rauschen. Das ganze ist auch problematisch weil dann Details und Farben flöten gehen. Schaut euch den Faden in beiden Bildern an. Bei der G1 sind viel mehr Details zu erkennen.

Diesen Umstand kann man bei Kompaktkameras mit etwas Aufwand aber gut beheben. Ich habe die Bilder bei mäßigem Tageslicht gemacht. Wenn ihr eure Figurenfotos gut ausleuchtet, mit 2 oder besser 3 Lampen, und dazu ein Stativ benutzt, dann sind niedrigere ISO Stufen und längere Belichtungszeiten möglich. Bessere Bilder sind die Folge.

Also einfach gesagt, viel Licht = viel gut Bild ^_^ Natürlich müsst ihr sehen, dass alles nett ausgeleuchtet ist und stimmig aussieht. Ich verweise mal auf den Blogartikel unserer Kollegin Sevie. Dort findet ihr viele interessante Anregungen für Aufbauten und einen Haufen Tips.

Also was haben wir bis jetzt gelernt? Kompaktkameras können kaum den tollen Effekt „Tiefenunschärfe“ und sind bei schlechter Beleuchtung deutlich schlechter als Systemkameras. Bedeutet, dass man mit Kompaktkameras einiges mehr Zeit und Aufwand in eine optimale Aufnahmeumgebung stecken muss und auf bestimmte Bildeffekte verzichten muss – Wie im folgenden Beispiel von Sevie in dem der Hintergrund schön verschwimmt und total stimmig zu der Figur passt. Stellt euch mal vor die Alufolie im Hintergrund wäre scharf, das würde den Bildeindruck total zerstören.

Profibeispiel von Sevie

Das alles bedeutet auch, dass man früher oder später auf jeden Fall eine Systemkamera oder eine Spiegelreflexkamera besorgen muss um solche Bilder machen zu können. Oder besser gesagt, alle Möglichkeiten hat Bilder so zu machen wie man sie sich vorstellt.

 

Wir brauchen eine bessere Kamera … aber welche?

Ich will euch hier einen Weg zeigen, den ich gegangen bin weil ich mir selber unsicher war, ob ich wirklich hobbymäßig Fotos machen will. Zu groß war meine Sorge, dass ich eine teure Kamera anschaffe, die dann im Regal verstaubt, habe ich doch selbst meine Kompaktknipse selten außerhalb eines Urlaubs genutzt.

Deswegen empfehle ich euch eine gebrauchte Systemkamera oder Spiegelreflex zu suchen. Da gibt es einen Haufen zur Auswahl. Qualitativ braucht ihr keine Angst zu haben in die Tonne zu greifen, selbst eine alte Sony Alpha 100/200 macht vielfach bessere Bilder als eine kleine Knipse.

Preise beginnen bei 200 EUR für eine gebrauchte Spiegelreflexkamera mit Kitobjektiv in gutem Zustand. Der Nachteil bei alten Spiegelreflexkameras ist, dass man erst das „fertige“ Foto erst sieht wenn man den Auslöser gedrückt hat, erst neuere Modelle haben „Live-View“, eine Funktion das euch im Display das Bild zeigt welches ihr aufnimmt, wie bei eurer kleinen Kompaktkamera.

Panasonic G1 und Minolta Achormat und Figuren
Panasonic G1, einige Achromate (Makrolinsen) und ein Polfilter

Ich empfehle daher schon eher eine Micro-Four-Thirds Systemkamera, wie die Panasonic G1 oder eine Olympus PEN, zu besorgen. Es gibt auch welche von Sony und Samsung mit anderen Objektivsystemen. Alle diese Systemkameras zeigen euch, wie bei einer Kompaktkamera, wie das aufgenommene Bild aussehen wird, was anfängerfreundlicher ist. Die Einstellung der Kamera ist etwas einfacher dadurch. Und inzwischen will ich den elektronischen Sucher meiner Panasonic gar nicht missen. Preise fangen auch hier bei 200 EUR an, aber die meisten Modelle sind teurer, der Gebrauchtmarkt ist kleiner und man muss mehr suchen.

Makroaufnahme von Horo mit G1

Nun wollen wir ja auch kleine Figuren ablichten und keine großen Gebäude oder sowas. Also Makroaufnahmen wollen wir tendenziell machen. Dazu ist das Universalobjektiv, was so bei Kameras dabei ist, schon ok, aber eigentlich wollen wir noch mehr Tiefenunschärfe und noch genauer Details ablichten.

 

Achromat/Nahlinse – was ist das?

Dazu müsste man sich eigentlich ein Makroobjektiv kaufen, leider sind diese recht kostspielig und selten findet man unter 300~400 EUR was passendes. Aber es gibt zum Glück eine günstige Alternative mit der man durchaus gute Ergebnisse erzielen kann: Achromate oder Makro-/Nahlinsen, welche die man auf sein Objektiv draufschraubt.

Miku und Minolta/Kenko Achromate

Bevor ihr euch aber das nächstbeste Nahlinsenset im passenden Durchmesser für 20 EUR auf Ebay holt, vergesst das gleich lieber. Schaut zu, dass ihr wirklich einen Achromat kauft. Die sind deutlich teurer (ab ca. 40~50 EUR und mehr) aber auch deutlich besser. Normale Nahlinsen werden zum Rand hin sehr unscharf und verfälschen Farben.

Wenn man aber etwas Gedult hat, kann man richtige Schätze für kleines Geld bekommen. Ich habe auf Ebay alte Minolta Achromate für nen Apfel und nen Ei bekommen. Der Minolta No.1 hat etwa +2 Dioptrien und der No.2 ca. +4 Dioptrien. Was diese Dioptrien bewirken zeige ich euch auch noch.

schlechte Nahlinse und Adapter
schlechte Nahlinse und Adapter

Mir ist mit meinem Ebayschnäppchen auch eine schlechte Nahlinse in die Hände gefallen. Auf dem Bild ist auch noch ein Gewindeadapter, damit ich die Achromate auch auf mein Objektiv schrauben kann. Ihr müsst drauf achten, dass ihr die Achromate auch in der passenden Größe zu eurem Objektiv holt.

 

Fotos mit den Achromaten und der erzielbare Effekt

Hier nochmal das Bild was ihr schon kennt. Das ist ein Bild von der G1 mit dem Standard 14-45mm Kitobjektiv und maximalem Zoom.

Horo mit der G1

Nun schraube ich den Minolta Achromat mit ca. +2 Diopt. drauf.

Horo mit Minolta No.1

Und nun mit dem Minolta No. 2 mit ca. +4 Diopt.

Horo mit Minolta No.2

Wie ihr seht komme ich immer näher an Horo ran und kann auch Details genauer ablichten. Zusätzlich wird der Hintergrund immer unschärfer und sogar auf der Figur selber kann auf ein bestimmtes Detail scharf gestellt werden. Das kann man z.B. dazu nutzen um eine Besonderheit der Figur in den Vordergrund zu stellen.

Horo mit Minolta No. 1 und 2

Hier sieht man es schon extrem, wenn ich beide Nahlinsen kombiniere. Das Gesicht von Horo ist scharf, aber schon die Haarsträhnen sind leicht unscharf, die Schulter ist schon total verschwommen. Es ist ein haarscharfer Bereich von einem Zentimeter vielleicht scharf.

Ich bin der Meinung, dass ihr mit einem Achromat zwischen +3 und +5 Diopt. bei einem Standardzoomobjektiv, wie meinem, gut auskommt. Mehr Diopt. braucht es wirklich nicht, denn diese Nahlinsen sind dann eher für Motive wie Insekten und kleine Blumenblüten. Aber ein Stativ empfehle ich. Es ist bei so nahen Makroaufnahmen nicht sehr einfach sonst scharfe Fotos zu machen. Man ist wirklich nah dran:

G1 Makroaufnahme mit Achromat
G1 Makroaufnahme mit Achromat

 

Muss ich jetzt meine (teure) Kompaktknipse in die Tonne kloppen?

Bei all der Effekthascherei, die man mit System- oder Spiegelreflexkameras erzeugen kann, gilt immer noch: Der Fotograph macht das Foto! 

Das bedeutet, dass ihr dennoch gute Fotos von Figuren machen könnt, wenn ihr eine halbwegs vernünftige Kompaktknipse habt. Inbesondere Kompaktkameras wo man viel selber einstellen kann sind hier von Vorteil. So könnt ihr vieles im Bild selber beinflussen und seid nicht von der Automatik abhängig. Googelt mal nach den Namen und Begriffen der Funktionen eurer Kameras bei Interesse. Diese hier vorzustellen ist würde ein Buch füllen und ist auch nicht der Sinn des Artikels.

Hier gebe ich euch mal 2 Beispiele, die ich alle mit meiner kleinen FX550 gemacht habe. Wir hatten doch gesagt, dass in den Beispielen der Hintergrund nicht schön aussieht und das Licht nicht ausreichend ist. Also muss man das beheben – so einfach ist das. Deswegen bin ich einfach mal draussen mit meiner Momohime gewesen:

Momohime im japanischen Garten Bonn Momohime im japanischen Garten Bonn

Der Hintergrund ist nicht komplett unscharf, aber da das Motiv passt ist’s schön. Außerdem sieht man hier auch, dass etwas Tiefenunschäfe bei entfernten Objekten ja doch geht ^_^

Und hier auch mal ein Beispiel aus dem Wohnzimmer, für den Fall wenn es draußen regnet oder ihr Natur nicht mögt… oder ihr Angst habt, dass andere euch mit Plastikfiguren spielen sehen.

Miku Hatchune
Miku Hatchune
Miku Hatchune
Miku Hatchune

Natürlich ist der Aufbau für sowas etwas aufwendiger, es muss Licht her und ein Hintergrund der nicht ablenkt. Dazu hatte ich mein Fotozelt ausgepackt, was ganz nett ist für sowas. Ganz das Rauschen bekomme ich so nicht raus, aber die Bilder sind bearbeitet echt in Ordnung für ne Kompakte.

Miku im Fotozelt
Miku im Fotozelt

 

Würde mich freuen wenn ihr mit meinen Tipps und Hinweisen was anfangen könnt und eure Bilder dadurch besser werden. Wenn ihr zur Kameraauswahl ne Frage habt, kontaktiert mich einfach, ich helf gern weiter wenn ich kann.

Author Andergraund
Published

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